Moondays
  Mist, ich bin verliebt!
 

Vorwort:
Diese Geschichte entstand, als ich selbst fast am verzweifeln war, als ich dachte, ich wäre verliebt *lach* Eigentlich stimmt sie von den Gefühlen und der Geschichte zwischen dem Erzfeind und der Hauptperson genau mit meiner Situation damals überein. Nur alles weitere ist komplett erfunden... aber das ist ja normal bei (den meisten) "Kurz"-Geschichten. Aber nicht wundern. Sie hat bei Word 7 Seiten gefüllt *lach*

 

Mist, ich bin verliebt!


»Was ist denn los?« keuchte Sophie, »Wer ist gestorben?«
»Ich, Sophie, ich!«
»Schrei doch nicht so. Ich bin nicht schwerhörig, zumindest jetzt noch nicht. Erzähl mir doch bitte erst mal wieso ich in zehn Minuten durch die halbe Stadt rasen durfte.«
»Seit Tagen denke ich immer öfter an Bastian. Er geht mir einfach nicht aus dem Kopf. Und immer wenn er mit den anderen Mädchen in der Klasse redet oder so, dann bin ich genervt und meine Laune ist im Keller. Das kann nur eins bedeuten...«
»Du bist verliebt.« Seufzend ließ sich Sophie auf mein Bett fallen.
»Genau. Und wenn das wirklich so ist, dann musst du mich einer Gehirnwäsche unterziehen, mir eins überbraten, mich aus dem Fenster schmeißen oder sonst was, nur damit ich ihn nicht gern habe.« Es war zum verzweifeln. Wieso ausgerechnet er? Wieso nicht jeder andere, sondern er? Ich ließ mich auf meinen Schreibtischstuhl plumpsen und drehte mich ein paar mal im Kreis, bis sich vor meinen Augen alles drehte. Um so mehr ich mich dagegen sträubte und um so mehr es mich anekelt mich in Bastian verknallt zu haben, desto deutlicher werden die Symptome. Was um alles in der Welt hab ich denn bloß verbrochen?
»Und was ist so schlimm daran, dass du ihn... liebst?« Sophie zuckte zurück und ging in Deckung. Sie hatte wohl selbst bemerkt, dass ich ihr gleich an die Gurgel springen wollte.
»Das ist doch das Problem! Ich hasse ihn. Ich hasse ihn abgrundtief! Ich darf mich einfach nicht in ihn verlieben, nicht nach der Sache vor zwei Jahren!« Nun heulte ich vor Ärger auf mich selbst. Wie konnte ich bloß so bescheuert sein und mich in meinen Erzfeind Nr. 1 verknallen? Niemand auf der ganzen Welt ist so blöd und tut so was. Aber mir muss das natürlich passieren. Dummheit muss bestraft werden...
»Was denn für ne Sache?« Sophie sah mich verständnislos an. Sie wusste echt nicht was vor zwei Jahren passiert war. Warum denn nicht?
»Hab ich dir das nicht erzählt?«
»Von der Sache mit Martin weiß ich, aber das da auch was mit Bastian war, ist mir nicht bekannt.«
Na ja, das ist auch nicht so wichtig. Schlimmer ist der Mist in den ich jetzt geraten bin, also was soll ich tun?« Für mich war das Thema damit abgehackt. Ich redete nicht gerne über diese Sache. Aber Sophie sah das anscheinend anders.
»Moment mal. Ich will wissen was da war oder du kannst dir jemand anderen suchen, der dir deine Probleme löst!« Ooops, tja, da kam ich wohl nicht drumrum. Eine neue beste Freundin zu finden, die Sophie ersetzt, würde ich wohl auf der ganzen Welt nicht können. Also beugte ich mich ihrem Willen und erzählte ihr die peinliche Story.
Es war am Anfang der achten Klasse, also vor nicht ganz zwei Jahre. Bastian war neu in meiner Klasse, da wir alle aus verschiedenen Klassen zusammen gemixt wurden. Ich kannte ihn vom Sehen. Er war in der Siebten auch im Englischförderkurs gewesen, wie fast alle Siebtklässler, denn wer lässt sich schon einen kostenlosen Nachhilfeunterricht entgehen? Ich hätte gern drauf verzichtet, aber meine Eltern meinten es wäre doch ganz gut, vor allem wenn es kostenlos ist. Typisch Eltern. Aber egal ich trifte ab.
Dort hatte mir Bastian ganz gut gefallen und ich fand ihn auch nett. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, dass wir vielleicht pro Stunde ein oder zwei Mal „Hallo" gesagt hatten. Jedenfalls setzte er sich direkt vor meinen Tisch. Wir unterhielten uns ganz nett über die Ferien und den neuen Stundenplan – den wir zwar noch nicht bekommen hatten, aber schon wild spekulierten welchen Lehrer wir wohl in welchem Fach haben würden. Plötzlich fing Bastian an, mir Zettelchen zuzustecken. Der Unterricht hatte nämlich begonnen. Nach unzähligen Zetteln und Briefchen, kam plötzlich einer, der mich fast vom Stuhl gehauen hätte. Da stand: Du hast mir schon in der Siebten gefallen, ich glaub ich hab mich in dich verknallt. Nachdem ich erfolgreich verhindert hatte, vom Stuhl zu fallen, musste ich erst mal laut und lange Lachen. Zum Glück war die Stunde schon vorbei und der nächste Lehrer noch nicht da. Bastian sah mich schockiert an. Verständlich.
Irgendwann hatte ich mich dann wieder gefangen und Bastian sah nicht mehr aus, als wolle er gleich weinen. Da fragte er mich ohne Umschweife, ob ich mit ihm gehen wolle. Ich fiel aus allen Wolken. Mann, legte der ein Tempo vor. Das war ja der Wahnsinn. Zu seinem Pech war ich aber noch in Martin verknallt und war noch mitten in meiner „Entliebenungsphase". Also sagte ich herzloser als ein Eisberg: Nein. Doch anstatt aufzugeben und den Korb hinzunehmen, nervte er mich bis zur sechsten Stunde immer weiter mit dieser einen Frage.
Am Ende war ich so genervt und kurz davor ihm den Tisch um die Ohren zu hauen, dass ich Ja sagte. Welcher Teufel mich da geritten hatte weiß ich bis heute nicht. Na ja, ich führte auf dem ganzen Heimweg noch eine lange Diskussion mit meiner Nachbarin. Sie fand es „cool", ich fand es „zum Kotzen". Sie meinte, ich solle doch froh sein, dass er mich lieben würde. Und außerdem fand sie es ziemlich herzlos von mir, einfach Schluss machen zu wollen. Ich versuchte ihr zu erklären, dass es noch herzloser von mir wäre, mit ihm zusammen zu sein und ihn aber nicht zu lieben. In der Hinsicht bin ich ziemlich altmodisch und viel zu romantisch, aber na ja, das ist ein anderes Thema.
Am nächsten Tag machte ich mit ihm Schluss und er nahm es mir übel. Seit dem Tag, beschimpften und piesackten wir uns immer bis aufs Blut, wenn wir uns sahen. Was sich ja nicht vermeiden ließ, wir waren schließlich Klassenkameraden. Ich hab ihn gehasst. Am Anfang des jetzigen Schuljahres hat sich das aber geändert, wir verstanden uns eigentlich ganz gut und wir redeten ganz normal miteinander. Gut, ab und zu verarschten wir uns gegenseitig oder so nen Kram, aber es lag keine Feindschaft mehr in der Luft. Und genau das war jetzt das Problem.
»Ich versteh nicht was an der Geschichte so schrecklich sein soll. Ihr habt euch weder geküsst, noch ist etwas anderes Außergewöhnliches passiert und ihr wart ja auch nur einen Tag zusammen. Wo liegt das Problem?«
»Ich will mich einfach nicht in ihn verlieben. In jeden anderen Scheusal, aber nicht in ihn.«
»Schätzchen, da wirst du aber leider nicht gefragt. Das Herz macht was es will.«
»Leider.«
Es herrschte eiserne Stille. Plötzlich sprang Sophie auf und stahlte mich an.»Ich hab eine geniale Idee. Du hast doch bald Geburtstag.«
Ich nickte. »Stimmt, in den Sommerferien.«
»Und du feierst doch auch. Hast du zumindest gesagt.« Ich nickte wieder. »Na das ist doch die Chance.« Ich verstand kein Wort. Was denn bitte für ne Chance?
»Du lädst einfach die ganze Klasse zu deiner Geburtstagsparty ein und dann gestehst du ihm deine Liebe. Wenn du Glück hast ist er auch in dich verliebt.«
Ich sprang auf. »Hast du sie noch alle? Soll ich einfach zu ihm hinrennen und sagen: >Hey du, ich liebe dich, wär schön, wenn du mich auch lieben würdest. Noch ein Würstchen?< Hallo, geht’s dir noch gut?«
»Mir geht’s bestens und so ungefähr hab ich mir das vorgestellt.«
»Du tickst ja wohl nicht mehr ganz richtig.« Ich tippte mir gegen die Stirn. Also, das war ja wohl die blödste Idee die ich je gehört hatte. Die war doch nicht ganz sauber da oben.
»Bei mir ist alles in Ordnung, nur du scheinst nicht ganz helle zu sein.« Sie seufzte und ließ sich wieder auf mein Bett fallen. »Ich mein’s doch nur gut. Wenn du ihn doch eh nicht lieben willst, dann ist es doch besser, wenn du gleich weißt woran du bist und wenn er dir nen Korb gibt, tut’s ein bisschen weh, aber du bist schneller wieder gesund, als wenn du dich noch mehr in deine Verliebtheit reinsteigerst.«
»Ach Quark mit Käse! Wenn man sich verlieben kann, dann kann man sich auch entlieben. Bei Momo hat es auch prima geklappt.«
»Ja, ich weiß, du bekommst immer noch Herzklopfen, wenn du ich siehst und versteckst dich vor ihm. Außerdem weiß ich ganz genau, dass du manchmal verträumt an ihn denkst und ich wette, du träumst ab und zu auch von ihm. Hab ich recht oder hab ich recht?«
»Na hör mal, das ist totaler Blödsinn. Ich hab keinen einzigen Gedanken mehr an ihn verschwendet.« Also da hörte doch alles auf. Wie kam sie bloß auf so was? Die hat echt zu viel Zeit. Zur Bekräftigung meiner Aussage verschränkte ich die Arme vor der Brust.
»Gut, wenn du das sagst, aber Martin hat dir auch erst einen Korb gegeben, bevor du dich entliebt hast.«
»Das ist nicht wahr, er hat nur gesagt: >Wenn du mich liebst, lieb ich dich auch<. Das gilt nicht als Korb.«
»Wie du meinst, aber sauer warst du und verletzt, oder?«
Gut, damit hatte sie recht. Ich war am Boden zerstört gewesen. Am liebsten hätte ich mich bis zum Ende der Zeit in meinem Zimmer eingeschlossen und das Kissen unter Wasser gesetzt. Aber andererseits war ich auch total sauer auf diesen bescheuerten Martin, mit seiner bescheuerten Antwort auf meine Liebeserklärung. Wie blöd war der?
»Okay, ich bin einverstanden. Aber sollte irgendwas schief gehen oder ich mich zum Gespött der ganzen Klasse machen, bist du dran, das schwör ich dir.«
»Na dann. Um meiner eigenen Gesundheit Willen, bete ich, dass alles gut geht.«

Wochen später, in den Sommerferien:

»Morgen ist die Feier«, stellte ich panisch fest. »Die halbe Klasse kommt.«
»Auch er?« Sophie sah mich grinsend an.
»Ja... leider.« Ich seufzte. Meine Eltern fuhren morgen früh weg und ich war allein mit meiner besten Freundin zu Hause und bereitete eine Feier vor, auf der ich meinem Feind gestehen sollte, dass ich ihn lieben würde. Himmel, wer kommt bloß auf so einen Käse? Hm, mal nachdenken. Wer hat mir den Schlammassel eingebrockt und wessen Idee war der ganze Mist? Die einer braunhaarigen, 1,65 m großen, blauäugigen Tussi, die zufälligerweise Sophie Meisterhuber heißt fast 16 Jahre alt ist und obendrein noch meine beste Freundin zu seien scheint. Schuldige gefunden! Fall abgeschlossen. Prozeß wir nach der Feier gemacht.
»Hallo? Lebst du noch?« Ich schreckte zusammen. Sophie hatte mich aus meinen Gedanken gerissen und grinste mich an. Sollte ich ihr einen Knoten in ihr Grinsen machen?
»Deine Eltern wollen heute Abend schon fahren und lassen uns Geld für mindestens drei Wochen da. Ist das nicht großartig?«
»Ja, total. Ich bin begeistert«, brummte ich und ging in mein Zimmer. Auf dem Schreibtisch lag ein Brief von Mama und das Geld. Ich wusste was in dem Brief stand. Ich solle auf mich aufpassen, wenn was sein solle hätte ich ja die Nummern, ich sollte mal bei den Nachbarn vorbeischauen, die Party soll nicht zu laut vonstatten gehen und sie hat mich lieb. Darunter hingen dann noch Tausende von Herzchen und Bussis. Also nahm ich das Geld und zählte es. Eine Riesensumme und das für drei Tage. Als ob die Welt unter gehen würde. Aber egal, war ja nicht mein Geld. Na ja, jetzt schon.
Am Abend verabschiedeten wir meine Eltern. Meine Mutter machte eine riesen Szene. Sie umarmte mich mindestens eine Million mal und gab mir Bussis am Laufenden Band. Ich hatte so das Gefühl, als wollte sie mich zu Tode herzen. Irgendwann hatten Sophie, Papa und ich es doch geschafft sie ins Auto zu verfrachten und die Tür zuzusperren, damit sie nicht noch mal raus kam und mir um den Hals fiel. In der Hinsicht ist meine Mutter eine riesen Klette. Dabei waren es doch bloß drei Tage. Um acht waren sie dann endlich fertig und fuhren in den Sonnenuntergang. Sophie ging ins Wohnzimmer und packte einen Block und ihren Füller aus. Ich setzte mich neben sie auf die Caoch und beobachtete sie. Wie es aussah machte sie eine Liste. Ich fragte mich bloß was für eine sie denn da machte.
Ich ging in die Küche und machte uns einen Kaffee. Seit neuestem liebten wir Eiskaffees zum Abendessen. Dann stellte ich das Vanilleeis raus und wartete bis der Kaffee fertig war. Aus der Spülmaschine holte ich die großen schmalen Eisgläser, ließ eine Kugel vom Eis rein fallen, nahm den fertigen Kaffee, verteilte ihn so gerecht wie es ging und haute noch drei weitere Vanillekugeln rein. Darauf kam noch etwas Sahne und Schokosträusel. Mit dieser Kreation marschierte ich wieder zurück ins Wohnzimmer. Sophie hing immer noch über ihrem Block und kritzelte wild darauf herum. Dann strich sie wieder etwas weg und schrieb was anderes. In der Ecke lagen drei zusammen geknüllte Blätter. Ich schaute ihr über die Schulter und sah, dass sie anscheinend immer noch versuchte eine Liste zu machen. Na ja, wenn man dieses Gekritzel Liste nennen konnte. Sie hatte so viel weggestrichen und neu geschrieben, dass man sich kaum noch auskannte.
»Kann ich dir irgendwie helfen?« Sie sah zu mir auf und kräuselte ihre Stirn.
»Nein!« Sie hängte sich wieder über das Blatt. Ich begann genüsslich meinen Eiskaffee zu schlürfen und beobachtete sie. Nach einer viertel Stunde sprang sie auf und warf ihren ganzen Block in die Ecke. Ich erschrak so, dass ich mir den restlichen Kaffee über die Hose goß.
»Ich geb’s auf«, seufzte sie und ließ sich wieder aufs Sofa fallen. »Ich weiß einfach nicht was wir noch brauchen.«
»Was hast du da denn gemacht?« fragte ich und wischte mir die Hose ab. Es half nichts, ich musste mich umziehen.
Als ich mit einer neuen Hose und einem frischen T-Shirt wieder im Wohnzimmer ankam, war der Block aus der Ecke verschwunden und lag wieder auf dem Tisch. Der Haufen hatte sich verdoppelt und Sophie kritzelte wieder wie wild auf dem Blatt herum.
»Fertig!« Sie sprang auf und kam auf mich zugehüpft. »Endlich bin ich fertig. Schau dir die Liste an. Das müssen wir morgen alles noch besorgen und dann müssen wir noch den Garten dekorieren. Meinst du deine Nachbarn wollen auch kommen?« Sie war regelrecht in einer Art Organisationswahn. Sie redete wie ein Wasserfall und wedelte mit ihrer Liste vor meiner Nase herum. »Nein, ich glaube nicht, dass die Lust haben, aber wir sind ja genügend Leute.«
Sophie nahm ihren Eiskaffee und schlürfte ihn in Rekordzeit aus. Wenn sie darauf keine Kopfschmerzen bekam. Ich las die Liste aufmerksam durch und rechnete aus, wieviel mich das wohl ungefähr kosten würde. Ein halbes Vermögen.
»Dann müssen wir morgen früh aufstehen und einkaufen gehen, damit wir auch alles auf deiner Liste bekommen.« Wir gingen in mein Zimmer zogen uns um und gingen ins Bett. Sophie redete noch eine geschlagene Stunde auf mich ein bevor ich einschlief.
Am nächsten Morgen wachte ich um sechs Uhr auf. Sophie rannte in meinem Zimmer hin und her. Ich drehte mich um und wollte eigentlich noch fünf Stunden weiter schlafen, aber sie sah das wohl anders, denn sie riss mir meine Decke weg und zog mich aus den Federn. »Aufstehen, wir müssen uns fertig machen, wir wollen doch einkaufen.«
»Wenn es dir entgangen ist, machen die Geschäfte frühestens um acht oder neun auf.«
»Na und? Wir gehen zuerst in die Tankstelle und dann schauen wir uns euren Garten an und schauen mal wie wir ihn ein bisschen aufpeppen können.«
»Du kennst uns’ren Garten doch. Jetzt geb mir meine Decke wieder und lass mich noch ne Stunde schlafen, ich bin müde.« Mit diesen Worten drehte ich mich um, nahm mir meine Decke vom Boden und legte mich wieder ins Bett. Sophie schnaubte rannte aus dem Zimmer und knallte die Tür hinter sich zu. Jetzt würde ich endlich noch ein bisschen schlafen können, dachte ich zumindest. Zwei Minuten später kam sie wieder in mein Zimmer und goß einen ganzen Eimer eiskaltes Wasser über meine Kopf. Ich schrie auf und sprang aus dem Bett. »Sag mal, bist du noch ganz dicht? Was soll der Scheiß? Sieh dir mein Bett an und den Boden. Wenn das meine Eltern sehen bin ich geliefert. Was soll ich denn jetzt mit der Matratze machen? Die ist völlig nass.«
»Die legen wir im Garten auf den Boden, bis heut Nachmittag ist die wieder trocken. Aber jetzt zieh dich an, ich will los.«
Eine Stunde später waren wir auf dem Weg zur Tankstelle. Ich war immer noch ein bisschen müde und ich hatte eine Stinkwut auf Sophie. Auf so dumme Ideen konnte auch nur sie kommen. Wir gingen die unbelebte Straße entlang. Jetzt schliefen die meisten noch, die genau wie ich Ferien hatten. Wieso musste ich auch so eine Freundin haben? Mein schönes Bett. Mein dank ihr jetzt tropfnasses Bett. Das würde ich ihr noch heimzahlen. Garantiert.
»Wir sind fast da«, teilte sie mir mit.
»Seh ich auch. Bin ja nicht blind«, brummte ich und schoß einen giftigen Blick auf meine beste Freundin ab.
»Mann, hast du ne scheiß Laune. Mach mal ein fröhlicheres Gesicht. Du verschreckst ja sogar die Ratten.«
»Erstens gibt’s hier keine Ratten und wenn doch, schlafen die bestimmt noch, was ich liebend gern auch tun würde. Aber nein, die Frühaufsteherin Sophie muss mich aufwecken und mein Bett unter Wasser setzen. Da hab ich ja wohl ein gutes Recht miese Laune zu haben.«
Sie seufzte. »Reg dich doch nicht so auf.«
Ich verbiss mir einen weiteren Kommentar und ging zielstrebig zur Tankstelle. Wir hatten sie in Windeseile erreicht und mich verwunderte es nicht, dass nicht viele hier waren. Noch nicht einmal LKWs waren da. Aber unsere Tankstelle hatte wie alle anderen 24 Stunden am Tag geöffnet. Damit so verrückte Hühner wie Sophie auch immer Kaugummis und anderen Schnickschnack kaufen konnten. Na ja, wegen Kaugummis waren wir zwar nicht hierher gelaufen – zumindest wäre es für Sophies Gesundheit besser – aber trotzdem fand ich es idiotisch. Wir streiften durch die Gänge und zogen hier und da eine Tüte Chips oder eine Packung Kekse heraus. Gott sei Dank hatte ich einen Korb mitgenommen, obwohl ein Einkaufswagen wohl eher geholfen hätte. Aber was will man machen? Plötzlich blieb Sophie wie angewurzelt stehen und starrte zur Kasse. Ich merkte das leider zu spät und donnerte ihr direkt in die Haken. Doch sie bewegte sich nicht, sie zuckte nicht einmal zusammen. Ich sah an ihr vorbei in Richtung Kasse und sah den Grund für ihre Starre: Dawn. Er hieß nicht wirklich so, aber alle nannten ihn bei seinem Künstlernamen - Wieso er überhaupt einen brauchte wusste ich gar nicht - und um ehrlich zu sein wusste ich auch nicht wie er in echt hieß. Er war Azubi hier und sehr beliebt bei allen weiblichen Wesen, sogar meine Mutter fand ihn „süß" und das will was heißen. Ich seufzte und versuchte meine Freundin aus ihrer Totenstarre zu befreien. Doch sie bewegte sich nicht.
»Kann ich euch helfen?« Ich drehte mich um und da stand er in seiner ganzen Schönheit. Sophie rührte sich und sah verlegen zu Boden. Ich kannte das Szenario. Erst ist sie total schüchtern und beobachtet die Reaktion ihres „Opfers" darauf und dann ging sie zum Angriff über.
»Ich muss noch eine Zeitung kaufen. Sophie, machst du den Rest?«
Sie nickte und ich ging zu den Zeitschriften. Wie erwartet fing Sophie – kaum war ich weg – schon an mit ihm zu flirten.
Eine halbe Stunde später hatte ich alle interessanten Zeitschriften gelesen und Sophie amüsierte sich immer noch prächtig mit Dawn. Sie kamen zu mir und Sophie stellte ihn mir vor. Das ich ihn schon kannte verschwieg ich besser. Meine Mutter hatte mir so alles wissenswerte über ihn erzählt, als sie von ihrem wöchentlichen Aerobic-Kurs zurück kam. Eine ihrer Partnerinnen hatte ihr von ihm erzählt und sie hatte mich hierher geschliffen, um sich ihn anzuschauen. Wie ein Teenager, bloß das meine Mutter keiner mehr war. Wiederum erzählte sie den anderen, wie „unheimlich süß" der kleine Dawn doch wäre. Aber eins ist klar: Ich werde meiner Mutter nie ein Geheimnis anvertrauen und auch sonst vermeiden, dass sie etwas erfährt, was sie an ihre „Tratschweiber" weiter erzählen könnte. Sophie fragte mich, ob ich was dagegen hätte, wenn sie ihn einladen würde und er würde auch noch ein paar Freunde einladen. Ich zuckte mit den Schultern und meinte ich hätte nix dagegen.
Als wir weit genug von der Tankstelle weg waren fiel mir Sophie um den Hals und quasselte etwas von»beste Freundin auf der ganzen Welt« und»ohne dich wäre ich verloren«. Ich war in Gedanken dabei die Rechnung umzuschlagen um ja nicht verkohlt worden zu sein. Sophie redete immer noch auf mich ein, als mir plötzlich auffiel, dass ich meinen Geldbeutel auf der Theke vergessen hatte.
»Ich muss ihn sofort holen«, schrie ich panisch. »Sophie, geh du schon mal nach Hause, ich komme so schnell ich kann nach.« Ich sprintete los und kam total außer puste bei der Tankstelle an. Dawn stand schon grinsend in der Tür und hielt mir meine Tasche vor die Nase.
»Hast du vergessen.«
»Ach nee? Wie kommst du denn zu der Erkenntnis? Hat dir das ein Vogel gezwitschert oder bist du möglicherweise selbst drauf gekommen?«, entgegnete ich bissig. Auf so dumme Sprüche hatte ich heute echt keine Lust und der Tag war sowieso schon bescheuert genug. Auch ohne so jemanden wie Dawn.
»Sei froh, dass ich ihn gefunden habe und nicht irgendeiner, der dir dann noch etwas gestohlen hätte.«
»Wer sagt mir denn, dass du nichts gestohlen hast?«
»Ich!« Nun grinste er noch breiter und meinte nur kurz: »Wir seh’n uns auf der Party.« Dann drückte er mir die Tasche in die Hand, drehte sich um und schlenderte mit einem „megacoolen" Gang zu seiner Theke. Wie ich solche Angeber hasste.
»Und? Hast du ihn wieder?«, fragte mich Sophie als ich den Garten betrat. Ich nickte nur und steuerte auf die Küche zu. Soweit man das noch Küche nennen konnte. Überall standen Kartons und Packungen von Essen herum. Man erkannte nicht einmal mehr die Möbel. Ich fragte mich bloß wer das alles essen sollte. Sophie war noch kurz in den Supermarkt gegangen um noch ein paar andere Sachen zu kaufen. Sie hatte alles auf meinen Namen schreiben lassen.
»Jetzt aber los, wir müssen den Garten schmücken und das Essen fertig machen, die Organisation und so. Du weißt schon.« Sophie schnappte meine Hand und zerrte mich nach draußen. Nun durfte ich mir eine Stunde lang anhören was wir wo hin stellen und wie wir was positionieren sollten, damit auch alles perfekt laufen würde. Ehrlich gesagt hatte ich nicht mehr die geringste Lust auf diese bescheuerte Party, aber ich hatte keine Wahl: Es war meine.
Am frühen Nachmittag hatten wir alles fertig. Die Küche sah wieder nach Küche aus, wir hatten Bänke aufgestellt, die Lampions waren aufgehängt, die Getränke kalt gestellt und das Essen in Schüsseln in der Küche und auf Tischen im Garten drapiert. Nun konnten die Gäste kommen, na ja, fast. Wir hatten zwar den Garten und so wunderbar hergerichtet, aber das wichtigste hatten wir vergessen: uns!
»Ich hol ein paar Sachen von Zuhause, du bereitest schon mal das Make-up her. In einer viertel Stunde bin ich wieder da.«
Sophie schnappte sich ihren Drahtesel und strampelte in einem Affenzahn nach Hause. Ich begab mich derweil ins Bad und studierte meinen Schminkkoffer. Was wollte ich eigentlich anziehen? Und welches Make-up passte zu dem Outfit? Alles Fragen die ich erst mit Sophie beantworten konnte, also blieb mir nichts anderes übrig als zu warten.
Wie angekündigt kam sie völlig außer puste und schwitzend mit ihrem halben Kleiderschrank auf dem Gepäckträger nach einer viertel Stunde wieder bei mir an. Sie schleppte die Sachen nach oben, schmiß sie auf mein Bett und hüpfte unter die Dusche. Nachdem sie fertig war rannte sie wie ein aufgescheuchtes Huhn zu mir, schob mich ins Bad und befahl mir zu duschen, derweil suchte sie unsere Outfits heraus. Für mich hatte sie ein rotes schulterfreies Top mit einem rot-orange gemusterten Rock heraus gesucht und für sie ein blaßgrünes Seidenkleid. Mir gefiel meine Garderobe ganz gut und in Windeseile hatten wir uns umgezogen, die Haare gemacht und uns gegenseitig geschminkt. Jetzt war alle fertig, nun konnte die Party anfangen.
Nach und nach kamen immer mehr Leute und die Stimmung war echt grandios. Die Jungs hatten CDs mitgebracht und der normalerweise total schüchterne Klaus war nun zu DJ K geworden. Er verstand wirklich was von Musik. Wir tanzten und hatten total viel Spaß. Keiner stand irgendwie allein in einer Ecke oder so. Alle tanzten, aßen oder redeten. Es war toll. Meine Klassenkameraden hatten alle gute Laune und wir amüsierten uns köstlich. Nur ich konnte mich nicht ganz entspannen, denn er war immer noch nicht da und auch Sophie tapste von einem Bein aufs andere. Ich wusste auf wen sie wartete, denn auch er war noch nicht da und seine Freunde auch nicht. Langsam wurde es dunkel.
»Ist er schon da?« fragte sie mich und schaute sich aufmerksam um. Irgendwie erinnerte sie mich an eine Giraffe.
»Nein, ich glaub die kommen auch gar nicht mehr.«
Sie seufzte. »Schade. Ich hatte mich so auf ihn gefreut.«
Nun durfte ich mir wieder ihr Gejammer anhören. Dieses Gespräch hielten wir jetzt schon zum dritten mal und immer jammerte sie mir danach dann die Ohren voll, wie süß er doch ist und wie sehr sie sich auf ein Wiedersehen gefreut hat.
»Ich hab noch nicht ein mal seine Handynummer«, beschwerte sie sich. »Wieso muss ich immer Typen treffen, die mich versetzen?«
Ich schielte an ihr vorbei und sah jemanden auf uns zukommen.
Sophie quasselte weiter. »Dawn ist so süß.«
»Danke, du aber auch.« Sie fuhr herum und ihre Augen strahlten. Ich grinste und verzog mich zu den Fressalien. Ich beobachtete die beiden uns sie sahen echt voll süß aus zusammen, doch plötzlich war ein lautes Gehupe vor dem Gartentor zu hören und Dawn ging grölend zum Tor und machte es auf. Sofort kamen an die Zehn oder mehr Jungs rein gestürmt, grölten und lachten. Alle hatten mindestens ein Six-pack Bier dabei und eine Dose – offen natürlich – in der Hand. In mir stieg ein leichter Schwung Panik auf. Die Bier-Jungs schmissen DJ K, der sofort wieder zu Klaus wurde, von der Stereoanlage weg und legten CDs mit einer Lautstärke auf, dass man sie sogar auf dem Mars hören musste. Dazu tanzten sie wie die Affen, pfiffen meinen Klassenkameradinnen nach, pöbelten die Jungs an, grölten, rülpsten und schütteten ihre Biere aus, während sie herum hampelten und versuchten zu tanzen. Eins war klar, die hatten schon vor ihrem Überfall auf meine Party einiges gekübelt. Und zwar sehr viel.
»Hey, sorry, dass ich erst so spät komme, aber ich musste meinen Cousin hier abholen.«
Bastian stand hinter mir. Er hatte eine schwarze Hose an und ein Hemd. Na, wenn das keinen Streit verursachen würde...
»Ach nicht so schlimm. Schön das du da bist. Ähm... ich rate euch, haltet euch von den Typen mit den Dosen in der Hand fern. Nur zu eurer Sicherheit«, erklärte ich den beiden. Bastian schaute sich um und nickte. War ja nicht zu übersehen, dass die Bier-Jungs nicht ganz dicht waren. Nun bemerkte ich auch endlich seinen Cousin. Der stand etwas weiter hinten und beobachtete das Geschehen. Er sah gar nicht schlecht aus. Schwarze kurze Haare, die er vorne keck ein bisschen aufgestylt hatte. Genau wie Bastian hatte er eine Schwarze oder auch dunkelfarbige Hose an und ein Hemd. Ich glaube es war grau oder so. Am meisten faszinierten mich seine Augen. Welche Farbe sie genau hatten konnte ich nicht sagen, dafür war es leider zu dunkel. Er hatte wohl bemerkt das ich ihn beobachtete, denn er kam auf mich zu und lächelte ein bisschen. Ich schaute verlegen zu Bastian, dem plötzlich einfiel, dass er mich seinem Cousin ja vorstellen könnte. »Ach ja, das hier ist das Geburtstagskind Hannah.« Nun wandte er sich mir zu. »Und das ist mein Cousin Gabriel.«
»Gabriel?« staunte ich. »Gibt’s da nicht einen Erzengel der so heißt?«
»Ja, stimmt«, stimmte Gabriel mir zu. »Meine Mutter ist sehr religiös.« Ihm war das anscheinend peinlich, denn er kratzte sich am Arm. Das kannte ich von meinem Nachbarn, der kratzte sich immer an den Ohren und an der Nase.
»Ich find den Namen schön«, sagte ich schulterzuckend. »Ich kann deine Mutter verstehen. Der Name hat wenigstens eine Bedeutung«
»Ach ja? Und welche bitte?« Gabriel grinste.
»Ähm, ich glaube das war... « Mir fiel die Bedeutung einfach nicht mehr ein. Dabei hatte ich das „Vornamenlexikon – 100 000 Vornamen aus der ganzen Welt" schon duzende Male gelesen und kannte es fast auswendig. Aber Gabriels Lächeln war so bezaubernd. Im wahrsten Sinne des Wortes.
»Ist doch jetzt auch egal. Hannah, ich muss mit dir reden, komm.« Bastian nahm meinen Arm und zog mich hinüber zu der alten Linde, am Rand unseres Gartens. Ich stolperte hinter ihm her und wartete gespannt, was es so dringend zu besprechen gab.
»Hannah...« Bastian sah auf den Boden und spielte aufgeregt mit seinen Händen.
»Ja, so heiße ich.«
»Nein«, dementierte er. »Das meine ich nicht. Ich wollte dir etwas sagen.«
»Na dann spuck’s mal aus«, forderte ich. »Ich hab nicht die ganze Nacht Zeit, außerdem muss ich dir auch was sagen.«
»Es geht um Sophie.«
»Sophie? Wieso um Sophie?« fragte ich schockiert. Wieso wollte er mit mir über Sophie sprechen? Gerade dann, wenn ich ihm meine Liebe gestehen will.
»Ich hab mich in sie... « Er schaute hoch und mir direkt in die Augen. »verliebt!«
Von einer Sekunde auf die andere erlebte ich alle bekannten Gefühle des Verliebtseins und der Enttäuschung: Meine Knie wurden weich, mein Herz raste, Tränen stiegen mir in die Augen ich fühlte einen Klos im Hals, mein Bauch zog sich zusammen... und ich war erleichtert. Moooment! Hm... also irgendwas stimmte da doch nicht... wieso um alles in der Welt war ich erleichtert? Der Typ in den ich neuerdings verknallt war, hatte mir gerade gestanden, dass er in meine beste Freundin verliebt sei – die übrigens gerade irgendwo mit ihrem Tank-Boy Dawn rumknutschte – und ich war erleichtert?! Da ist doch was ganz oberfaul.
»Ach ja? Na dann, viel Glück und so. Ich muss mal kurz weg.« Ich rannte los. Aus dem Garten, über die Straße in den Park und ließ mich tränenüberströmt auf die Schaukel fallen. Die Tränen kamen in Sturzbächen aus meinen Augen und wollten gar nicht mehr aufhören. Ich heulte und schluchzte. Vorher war ich doch noch erleichtert gewesen und eigentlich war ich es auch jetzt noch, aber trotzdem konnte ich nicht aufhören zu weinen. Meine Cousine hatte mir mal davon erzählt, dass sie am Anfang ihre Gefühle falsch gedeutet hatte und sich dann ständig eingeredet hatte verliebt zu sein. Bis sie einen Korb bekam und überhaupt nicht traurig darüber war. Genauso hatte ich es jetzt anscheinend auch gemacht. Im nachhinein fällt es mir auch wie Schuppen von den Augen. Wo waren die Schmetterlinge im Bauch geblieben? Und das Herzklopfen? Das alles hatte ich gar nicht. Wie konnte ich bloß so bescheuert sein und mir einreden ich sei verliebt... Und dann auch noch unglücklich darüber sein?
Plötzlich raschelte es im Gebüsch. Ich sah mich erschrocken um und da kam jemand aus den Sträuchern direkt vor mir. Ein grinsen huschte über mein Gesicht. Ich kannte diesen Jemand, obwohl ich ihn erst heute kennengelernt hatte. Es war Gabriel, Bastians Cousin. Er kam auf mich zu und setzte sich vor mich in den Sand.
»Was machst du denn hier?« schluchzte ich.
»Ach, ich hab das Geburtstagskind gesucht. Das war irgendwie plötzlich verschwunden.« Er grinste mich an. »Außerdem musst du mir noch die Bedeutung meines Namens sagen.«
»Mann. Held Gottes.«
»Was?« fragte er mich verständnislos.
»Die Bedeutung deines Namens: Mann, Held Gottes. Das wolltest du doch wissen. Ich - « Meine Stimme verstummte. Ich konnte nicht mehr. Die Tränen kamen wieder. Ich rutschte von der Schaukel und ließ mich heulend in den Sand plumpsen. Mir war es einerseits mega peinlich vor ihm hier rum zu heulen, aber mir war es andererseits total egal. Dann sah er es halt. Ich würde ihn eh nie wieder sehen.
Gabriel kam näher zu mir und legte seinen Arm um mich. Das tröstete mich ungemein. Ich heulte immer noch und meine Nase fing an zu laufen. Er kramte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und hielt es mir hin. Ich nahm es und putzte mir laut die Nase. »Sagt mal, woher kennst du eigentlich diese Bier-Typen? Die haben vorher, als ich weg ging gerade versucht den Tisch auseinander zu nehmen.«
»Ach, das erklär ich dir später. Jetzt muss ich erst mal meine Party retten.« Ich sprang auf schniefte noch ein bisschen und rannte los. Gabriel folgte mir.
Als wir wieder in meinem Garten standen traf mich fast der Schlag, die Biertypen waren zwar außer Gefecht gesetzt, aber der Garten sah aus wie ein Schweinestall. Ich suchte Sophie und fand sie mit Dawn in der Küche. Nein, nicht knutschend, sie hatte ihm anscheinend einen Teller auf den Kopf geschlagen, denn er lag K.O. auf dem Küchentisch.
»Hilfst du mir mal die Typen aus dem Garten zu schaffen?«
Sie schnaubte. »Gern doch. Die sind sowieso total unterbelichtet.«
Gemeinsam mit Gabriel und den anderen Gästen trugen wir die schlafenden Biertypen aus dem Garten und verfrachteten sie in den Kleinbus, der auf der Straße stand. Dann nahm DJ K wieder seinen Platz ein und wir feierten noch ein bisschen. Um fünf nach zwei waren wir alle etwas müde und die meisten machten sich auf den Heimweg. Alle die noch nicht gehen oder übernachten wollten, halfen Sophie Platz für das Zelt zu machen und Gabriel half mir es aufzustellen. Wir legten es mit Isoliermatratzen aus und legten alle Schlafsäcke, Decken und Kissen, die wir finden konnten hinein. So machten wir uns fertig zum schlafen.
Sophie wollte nicht im Zelt übernachten und schnappte sich eine Traube, mit denen sie im Haus schlief. Als alle schon schliefen, ging ich noch mal raus in den Garten und räumte ein bisschen auf, weil ich nicht schlafen konnte. Mein Hormonhaushalt war ziemlich durch den Wind, genauso wie ich.
»Sammeln wir mal die Fakten«, sagte ich zu mir selbst. Ich hatte mir eingeredet ich wäre in Bastian verliebt, aber warum? Na ja, dann hat er mir einen Korb gegeben und ich hab mir die Augen ausgeweint war aber trotzdem irgendwie erleichtert. Jetzt wo ich mir das alles noch mal überlege, macht es mir gar nichts aus. Nun gibt es da aber noch ein kleines Problem: Gabriel. Er ist voll süß und total nett. Es wäre schön, wenn ich ihn noch mal treffen könnte. Aber das wird wohl unmöglich sein.
»Kannst du nicht schlafen?« Gabriel kam verschlafen aus dem Zelt und rieb sich die Augen. Ich grinste und verkniff mir ein Kichern. Er gähnte herzhaft.
»Ja, aber ich werde jetzt doch versuchen zu schlafen.« Ich nahm seine Hand und ging mit ihm zurück ins Zelt. Wir kuschelten uns in die Decken und Kissen und schliefen sofort ein.
Am Morgen frühstückten wir alle im Garten und räumten zusammen auf. Ich bedankte mich bei allen und nach und nach gingen alle wieder. Bastian kam auf mich zu und flüsterte mir ins Ohr, er wolle mal kurz mit Sophie sprechen. Ich konnte mir schon denken, was er mit ihr zu besprechen hatte und holte sie sofort. Sophie war ein bisschen verwirrt, doch ging ohne viel Gegenwehr mit Bastian in Richtung Park. Ich zog mich um, brachte den restlichen Müll weg, räumte noch ein paar Dinge weg, die noch herumlagen und sah mir den aufgeräumten Garten an.
Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter. Einigermaßen erschrocken drehte ich mich um und erblickte Gabriel, der hinter mir stand. Den hatte ich fast vergessen!
»Na, wie lange bleibst du noch bei deinem Cousin?« fragte ich, weil mir gerade nichts besseres einfiel.
»Eine Woche schätz ich mal, dann werden wahrscheinlich die Möbel da sein.«
»Was denn für Möbel?«
Er fing an zu grinsen. »Meine. Meine Eltern und ich ziehen hier her. Darum wohn ich zurzeit bei Bastian, weil ich mich an die Gegend gewöhnen soll.«
Unwillkürlich begann ich zu strahlen, wie eine 1000 Watt Glühbirne. »Echt wahr? Dann gehst du nächstes Schuljahr auf meine Schule?«
»Ja, wahrscheinlich.« Er lächelte. »Weißt du, ich würde mich freuen, wenn wir mal was zusammen unternehmen könnten.«
»Gern doch.«
Ein Auto hupte und Gabriel rannte zu ihm. Er winkte mir noch einmal zu und stieg zu Bastian in den Wagen. Sophie kam zu mir und berichtete mir, sie wäre jetzt mit Bastian zusammen. Er hätte ihr gerade gestanden, dass er sie liebt und sie vermute das gleiche bei sich. Ich freute mich für sie und schaute dem wegfahrenden Auto hinterher.
Na, dann war meine Party doch ein Erfolg gewesen!, dachte ich lächelnd. In jeder Hinsicht...

(Donnerstag, 26. Mai 2005 / Sonntag, 10. September 2005 – by Haylie ---Tanja Ziener---)

 
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